Bei Morbus Menière handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohrs, die sich durch Lagerungsschwindel in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen sowie Phantomgeräusche bzw. Tinnitus mit gleichzeitigem Hörverlust äußert. Erste Anzeichen für dieses Problem sind Störungen der akustischen Wahrnehmung im Tieftonbereich und ein unangenehmer Druck sowie unter Umständen ein dubioses Völlegefühl im Ohr, danach macht sich im Normalfall bereits erster Schwindel bemerkbar. Treten Lagerungsschwindel, Hörsturz und Phantomgeräusche bzw. Tinnitus gleichzeitig auf, spricht man in der Medizin vom Menière’schen Trias – meist gilt die Diagnose der Erkrankung erst dann als gesichert. Alle drei Symptome einzeln genommen können auch auf andere gesundheitliche Probleme hindeuten.

Fakten und Zahlen im Zusammenhang mit dem Morbus Meniére

Betroffen vom Morbus Menière sind vorwiegend Personen im Alter zwischen 40 und 60, Frauen etwas häufiger als Männer. Die genauen Ursachen für diese Erkrankung sind bisher nur teilweise bekannt, werden aber weiterhin erforscht. Es existieren einige Behandlungsmethoden, in der Medizin unter den Fachleuten recht kontrovers diskutiert, die den Verlauf von Morbus Menière unter Umständen günstig beeinflussen – eine Heilung kann dabei aber nicht in Aussicht gestellt werden. Der Name dieser Krankheit ist auf den französischen Arzt Prosper Meniére zurückzuführen, der sie erstmals beschrieb und ihre Symptome dem Innenohr zuordnete. Deutliche Anzeichen für Morbus Menière zeigte ab dem Jahr 1527 der bekannte Reformator Martin Luther, der häufig über Lagerungsschwindel klagte und auch an Tinnitus litt, wie aus einer medizinischen Studie hervorgeht.

Symptome bei Morbus Menière

Die Anfälle treten beim Morbus Menière in den meisten Fällen schubweise auf und wiederholen sich dabei meist in unterschiedlichen Abständen, nicht selten liegen sogar mehrere beschwerdefreie Jahre dazwischen. Manche Patienten erleiden sogar nur wenige Anfälle in ihrem ganzen Leben, die so kurz sein können, dass nicht immer ein Arzt aufgesucht wird – aus diesem Grund existiert auch eine Dunkelziffer für die Erkrankung. Häufig beginnt Morbus Menière mit einem Druck oder aber auch mit einem dubiosen Völlegefühl im Ohr, leichte Störungen der akustischen Wahrnehmung im Tieftonbereich, gefolgt vom Lagerungsschwindel, eher selten leidet der Patient bereits von Anfang an auch schon unter Ohrgeräuschen bzw. Tinnitus und gleichzeitigem Hörsturz. Begleiterscheinungen des Lagerungsschwindels sind Übelkeit bis hin zum Erbrechen, zwischen den Anfällen klagen die Patienten nur über leichte Gleichgewichts-Unsicherheiten. Bei akuter Erkrankung an Morbus Menière tritt nach dem Schwindel das erste Phantomgeräusch bzw. der Tinnitus auf, zugleich verschlechtert sich das Hörvermögen zunehmend bis zum Hörsturz.

Diagnose und Differentialdiagnose des Morbus Menière

Eine exakte Diagnose wird häufig erst dann vorgenommen, wenn das Menière’schen Trias komplett ist, das heißt, der Patient gleichzeitig unter Schwindel, Hörsturz und Phantomgeräuschen bzw. Tinnitus leidet. Zur Diagnosesicherung bzw. Differentialdiagnose nimmt der Facharzt danach Untersuchungen von Innenund Mittelohr im Bereich der Hör- und Gleichgewichtsnerven vor. Der Betroffene unterzieht sich dabei auch einer Hörprüfung und einem Gleichgewichtstest. Zum Abschluss der Kontrolle des Hörorgans kann eine Kernspinuntersuchung durchgeführt werden. Weitere Diagnosemethoden des Morbus Menière sind die Computertomographie, der SISI-Test mit dem die Erkennbarkeit von Lautstärkeschwankungen geprüft wird, sowie neurologische Untersuchungen der Nervenbahnen im Ohr.

Ursachen des Morbus Menière

Ursache für den Morbus Menière ist eine abnorme Zunahme der Lymphflüssigkeit (Hydrops) in den Kanälen und Kammern des Innenohrs, die durch diese Zunahme des Volumens immer stärker unter Druck stehen und sich dadurch dehnen. Der genaue Grund dieses Lymphstaus ist bisher noch nicht geklärt, wahrscheinlich gibt es jedoch viele verschiedene Ursachen, die jedoch nicht automatisch zur Erkrankung an Morbus Menière führen. Die Mechanismen, wie sie von einer Hydrops auslöst werden, sind ebenfalls noch gänzlich unerforscht. Eine der Theorien lautet, dass ein derart hoher Druck auf die Hörschnecke vorübergehend Rissen in der Membran verursacht. Aufgrund der entstehenden Durchlässigkeit können sich verschiedene Lymphflüssigkeiten vermischen, was zu einer falschen Signalübertragung ins Gehirn führt. Dieser Vorgang wird vom Betroffenen als Schwindel und Hörstörung wahrgenommen. Bei weiteren Krankheitsverlauf kann es durch fortschreitende Schädigung der Hörschnecke beim Patienten zum Hörsturz und zur Ertaubung kommen. Die Vorgänge im Innenohr sind hochkomplex und werden vom vegetativen Nervensystem beeinflusst, daher können als auslösende Faktoren für die Erkrankung an Morbus Menière auch psychische Belastung und Stress gelten.

Hilfe bei Morbus Menière – Vorbeugung und Behandlung

Im Jahr 1997 gelang erstmals der medizinisch-experimentelle Nachweis dafür, dass eine zusätzliche Belüftung des Gehörgangs der Entwicklung einer Zunahme von Lymphflüssigkeit und damit der Erkrankung an Morbus Menière entgegenwirkt. Zur Vorbeugung der Anfälle sollte daher ab einem gewissen Alter eine regelmäßige Belüftung des Mittel- und Innenohrs für den Druckausgleich vorgenommen werden, wofür beispielsweise das Valsalva-Manöver angewandt wird. Dieses kann überall und jederzeit ohne die Unterstützung eines Arztes spontan durchgeführt werden, indem man kräftig ausatmet und zugleich den Mund verschließt und sich die Nase zuhält. Danach reguliert man den entstandenen Druck mit Gähnen oder Kauen, bis es in jedem Ohr leicht knackt. Ebenso wirkt dem Morbus Menière vorbeugend jede Art von sportlicher Aktivität sowie eine vitale und gesunde Lebensweise.

Für die Behandlung der Erkrankung stehen verschiedene Methoden zur Wahl, die jedoch alle darauf ausgerichtet sind, den Betroffenen insgesamt zu stärken – dazu zählen etwa Gleichgewichtsübungen, Psychotherapie oder Entspannungstechniken. Als empfehlenswert zur Abschwächung des Morbus Menière gilt eine kochsalzarme und kaliumreiche Diät. Ebenso wie bei der Vorbeugung dieser Erkrankung, sollen auch bei deren Behandlung Stress, Lärm und Suchtgifte wie Alkohol und Nikotin vermieden werden. Während eines Aktufalls werden Hydrops, Übelkeit und der Schwindel mit Medikamenten therapiert. Eine weitere Möglichkeit wäre der operative Eingriff, etwa das Wegbohren eines Teils des Schädelknochens zur Druckentlastung, der den Schwindel unter Umständen erheblich reduziert. Die gleichzeitige Öffnung des lymphatischen Sacks hat zur Folge, dass die Lymphe abfließen kann. Nach einer solchen Operation berichten 50 bis 60 Prozent aller Betroffenen von einer Besserung in den Bereichen Lagerungsschwindel, Tinnitus und Hörsturz. Eine andere Behandlungsmöglichkeit des Morbus Menière stellt die operative Durchtrennung des Gleichgewichtsnervs dar, wonach zumindest der Lagerungsschwindel entfällt. Nach diesem Eingriff müssen bestimmte Bewegungen vom Patienten allerdings neu erlernt werden. Bei Erkrankung empfehlen sich die Beratung durch einen fachkompetenten Arzt und der Austausch mit Leidensgenossen, um den individuell besten Umgang mit dem Morbus Menière zu finden.