Was ist ein Hörsturz?

Bei einem Hörsturz, auch Ohrinfarkt genannt, handelt es sich um eine plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftretende, in den meisten Fällen einseitige Schallempfindungsstörung. Es kommt dabei zu diversen Beeinträchtigungen, die von geringem Ausmaß sein oder bis zum kompletten Verlust des Gehörs reichen kann. Es verschwinden dabei entweder alle Lautschwingungen oder nur gewisse Frequenzbereiche wie etwa hohe Töne.

Verlauf und Genesung sind beim Hörsturz sehr unterschiedlich, bekannt ist sogar eine hohe Rate der spontanen Selbstheilung. Aus diesem Grund können Ärzte nach gegenwärtigem medizinischem Erkenntnisstand nur selten eine zuverlässige Prognose abgeben. Ebenso wenig existiert eine garantiert wirksame Therapie, Heilmethode bzw. medikamentöse Hilfebeim Hörsturz. Untersuchungen belegen, dass in Deutschland etwa 20 von 100.000 Frauen und Männer jährlich an einem Hörsturz erkranken, in den USA sind nur rund halb so viele Menschen betroffen. In den meisten Fällen tritt die Erkrankung ab dem 40. Lebensjahr auf.

Symptome für den Hörsturz

Charakteristisch für den Hörsturz ist ein plötzlicher, meistens einseitiger Verlust des Gehörs, der jedoch nicht von Ohrenschmerzen begleitet ist.

Vorboten für die Erkrankung können ein einseitiges Druckgefühl und ein meistens hochfrequenter Tinnitus im betroffenen Ohr sein. Etwa 50 Prozent der Patienten sprechen zudem von einer betäubter Hautempfindung bei Berührung, welche von einer fehlenden akustischen Rückkoppelung ausgelöst wird. 30 Prozent der Personen mit Hörsturz klagen über Schwindelgefühl, etwas weniger über Kopfschmerzen oder Lärmempfindlichkeit. Und 15 Prozent der Betroffenen nehmen Töne auf dem erkrankten Ohr plötzlich höher oder tiefer wahr (Doppeltonhören).

Menschen, die eines dieser Symptome bei sich feststellen, sollten so rasch als möglich Hilfe bei einem Facharzt suchen.

Diagnostik und Differentialdiagnose

Neben einer ausführlichen Befragung werden von den konsultierten Ärzten unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt, um die Funktionsfähigkeit des Ohrs zu testen. Dazu zählt beispielsweise eine Inspektion des Gehörgangs und Trommelfells, bei der gegebenenfalls eine Entzündung des Hörnervs nachgewiesen wird. Computertomographie und Magnetresonanztomographie wiederum können Tumore, Infektionen und zerebrale Durchblutungsstörungen aufzeigen. Vom Mediziner sollte außerdem eine Herzerkrankung ausgeschlossen werden.

Zuletzt erfolgt die Bestimmung von Ausmaß und Frequenzbereich des Gehörverlusts mittels Tonaudiometrie, wobei ein Computer bestimmte Töne in steigender Lautstärke abspielt und der Patient ein Signal abgibt, sobald er den Ton im Kopfhörer wahrnimmt.
Ein plötzlicher Hörverlust deutet manchmal allerdings auch auf eine andere Erkrankung hin, beispielsweise Fehlstellung der Halswirbelsäule, akustisches Trauma, Blutschwamm, Gürtelrose, Thrombose, Arteriosklerose, Leukämie oder Schädelbasisbruch. Ein Hörsturz kann außerdem ein Indiz für einen Tumor der Kleinhirnbrückenregion sein. Ebenso wird er unter Umständen vom Verschluss des Gehörgangs durch Ohrenschmalz ausgelöst oder tritt als Nebenwirkung eines Medikaments auf.

Mögliche Ursachen für einen Hörsturz, Risikofaktoren und Folgeschäden

Als Ursache für den Hörsturz wird ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren vermutet, die eine Veränderung der Durchblutungsverhältnisse im Ohr führen. Medizinische Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass ebenso Autoimmunerkrankungen, Risse in der Rundfenstermembran (Verbindung zwischen Innenohr und Mittelohr) sowie Stress und psychische Probleme die Erkrankung auslösen können. Außerdem halten Fachärzte auch einen Zusammenhang zwischen Virusinfektionen und einem Hörsturz für möglich.

Als Risikofaktoren für die Erkrankung gelten laut Experten Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Stress. Außerdem sollen Raucher mehr gefährdet sein, als Nichtraucher.

Obwohl kein einheitlicher Therapieansatz zur Hilfe bei einem Hörsturz existiert, ist die Genesungsrate überdurchschnittlich hoch. Die meisten Betroffenen erholen sich vollständig von der Erkrankungen und es kommt in nur wenigen Fällen zu gravierenden Folgeschäden, wie etwa zur einseitigen Gehörlosigkeit. Je rascher man nach Feststellung der Symptome handelt und einen Facharzt aufsucht, desto höher sind die Heilungschancen.

Behandlungsmöglichkeiten und Hilfe beim Hörsturz

In der Schweiz werden nach der Diagnose und aufgrund der Annahme, dass der Hörsturz durch eine Durchblutungsstörung des Innenohres hervorgerufen wird, üblicherweise durchblutungsfördernde Medikamente und Infusionen zur Therapie eingesetzt. Immer häufiger kommt auch Kortison zur Anwendung, dessen entzündungshemmende und abschwellende Wirkung von Vorteil sein kann. Es existieren allerdings noch zahlreiche weitere Behandlungsmethoden zur Hilfe bei Hörsturz.

In der Folge werden die wichtigsten aufgezählt.

  • Zusätzlich zu einigen Medikamenten werden zur Behandlung von Tinnitus oder Hörsturz im deutschsprachigen Raum häufig auch Lokalanästhetika wie Procain oder Lidocain intravenös verabreicht. Die Nutzung dieser Substanzen ist allerdings umstritten, da sie Herz-Kreislaufversagen, Atemlähmung oder Krampfanfälle auslösen können. Eine dauerhafte Hilfe bietet diese Methode allerdings nicht.
  • Eine Therapie mit hochdosiertem Glucocorticoiden (Steroidhormone aus der Nebennierenrinde, die immunsuppressiv und entzündungshemmend wirken und sowohl das Nerven- und Herz-Kreislaufsystem wie auch den Stoffwechsel und Wasser- und Elektrolythaushalt beeinflussen) wird gegenwärtig als recht vielversprechend angesehen.
  • Bei der Apherese handelt es sich um ein Blutreinigungsverfahren, das zur Hilfe bei Hörsturz eingesetzt wird. Gesicherte medizinische Daten zur langfristigen Wirksamkeit liegen jedoch nicht vor.
  • Bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie atmet der Patient in mehrfachen Sitzungen unter erhöhtem Umgebungsdruck (in einer Druckkammer) reinen Sauerstoff ein. Auch bei dieser Therapie ist der Erfolg umstritten – die Chancen auf Genesung vom Hörsturz werden mit 50 Prozent angegeben.
  • In einigen Kliniken, die sich auf die Hilfe bei Hörsturz spezialisiert haben, wird in schweren Fällen eine Tympanoskopie durchgeführt. Dabei wird jeder Riss in der Rundfenstermembran mit einem Gewebelappen abgedichtet. Diese Behandlung wird nur für besondere Einzelfälle, die vom Facharzt bestimmt werden müssen, empfohlen.
  • Es gibt ernstzunehmende und sich häufende Hinweise darauf, dass ein Hörsturz durch ein Übermaß an freien Radikalen und ein damit verbundener Mangel an Radikalfängern wie etwa Vitamin C hervorgerufen wird. Aus diesem Grund kann auch versucht werden, die Erkrankung mit einer Vitamin-C-Hochdosis-Infusionstherapie zu bekämpfen.
  • Neben den erwähnten existieren noch eine ganze Reihe anderer Therapiemöglichkeiten, die man zur «Alternativmedizinischen Hilfe» zählt. Einen Überblick darüber können sich Patienten beispielsweise bei Treffen von Selbsthilfegruppen verschaffen.

Umgang mit einem Hörsturz

Einige Menschen, die unter einem Hörsturz leiden, können die Beschwerden auf Dauer kompensieren, und leben mit dem einseitigen Hören als nur geringe Einschränkung der Lebensqualität.

Dennoch suchen immer noch viele Patienten nach Hilfe und Möglichkeiten, den Hörsturz behandeln zu lassen und hoffen auf Heilung, da sie sich von dem einseitigen Verlust des Gehörs stark beeinträchtigt fühlen und unter ihrer Situation leiden.
Es gibt einige Tipps zum Umgang mit akutem Hörsturz, die Betroffene berücksichtigen sollten – etwa sich weder akustischen Belastungen noch zu starkem Stress auszusetzen.

Außerdem existiert auf dem Markt eine Vielzahl an Utensilien, die dem Ausgleich des einseitigen Hörens dienen.
Zusätzlich kann Hilfe in Gesprächen mit Leidensgenossen gefunden werden und die Betroffene im Umgang mit der Krankheit unterstützen.